| Geistliches

"Paris verändert alles"

Rundfunkpfarrerin Dr. Lucie PanzerEMH

Die schrecklichen Attentate von Paris verändern alles. Das sagen jetzt manche Politiker. Mit den Flüchtlingen kämen auch Gefahren. Womöglich Terroristen. Es müsse endlich Schluss sein, mit der Freundlichkeit. Man sieht ja, wohin das führt. Wir müssen uns schützen vor dem, was passieren könnte.

Das ist verständlich und so haben anscheinend Menschen schon immer gedacht.  Ziemlich am Anfang der Bibel steht die Geschichte der Israeliten in Ägypten. Die waren als Wirtschaftsflüchtlinge ins Land gekommen und wohnten nun seit Generationen dort und machten ihre Arbeit. Und sie wurden mehr. Das fiel auch dem Pharao, dem König von Ägypten auf. Der machte sich Sorgen. Nach der Bibel dachte er ungefähr so: „Wir müssen überlegen, was wir gegen sie tun können. Denn wenn ein Krieg ausbricht, könnten sie sich unseren Feinden anschließen, gegen uns kämpfen und sich des Landes bemächtigen“ (2. Mose 1,10)

Wenn – dann - könnte. Der kluge Pharao wollte sein Land schützen. Und er hielt es für besonders klug, vom  auszugehen. So, dachte er, könnte er Schlimmes verhindern. Deshalb ließ er die Fremden mit schwerer Arbeit unter Druck setzen. Und als das nichts half, befahl er, alle Jungen gleich bei der Geburt zu töten. Dann könnten die Fremden sich nicht weiter vermehren.

Viel Unglück hat der Pharao damals angerichtet und erst nach langen Jahrzehnten fanden die Menschen Frieden – die Israeliten und die Ägypter.

Menschen versuchen, die Zukunft statistisch zu berechnen und gehen vom Schlimmsten aus. Und dabei kommt dann  wirklich Schlimmes heraus. Ich frage mich, warum das nicht auch anders geht.

Ich kenne viele Menschen mit ausländischen Wurzeln, die bei uns als Erzieherin, als Zimmermann, als Bankangestellte und Polizisten ihre Arbeit machen. Aber natürlich: Meine Freundin erzählt mir auch von den Migrantenkindern in ihrer Förderklasse, die keinen Bock auf Schule haben. Aus  lauter Langeweile lösen sie im Schulklo  Feueralarm aus. Wozu sollen wir uns Mühe geben, sagen sie – aus uns wird ja sowieso nichts. Das sind 24 in einer Schule mit über tausend Schülern. Aber 24 zu viel. Wer weiß, was ihnen einfällt, wenn sie mal nicht mehr zur Schule gehen.

Ich meine, da müssen wir mehr tun. Von Anfang an dafür sorgen, dass es diese Perspektivlosigkeit nicht gibt. Die Attentäter in Paris hätten wahrscheinlich nichts erreicht, wenn nicht geborene Franzosen aus den Vorstädten sie unterstützt hätten.

Ich glaube: Vom Schlimmsten auszugehen, führt nicht weiter. Nur, wo Menschen einander unterstützen, finden sie gemeinsam eine gute Zukunft.

Pfarrerin Dr. Lucie Panzer

Dieser Beitrag lief ursprünglich als "Morgengedanke" auf SWR 4 am 16. November 2015.

Mehr News

  • Datum: 08.05.2024

    Herz und Herz - Der Song zum Innovationstag

    „Herz und Herz vereint zusammen" - die Band „Weida & Mohns“ hat für den Innovationstag der Landeskirche Zinzendorfs Kirchenliedklassiker neu arrangiert. Für Gemeindebands bieten sie Noten, Arrangements und Materialien zur Nutzung in Gemeinden an.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    FAQ: Himmelfahrt und Pfingsten

    Wie gehören Himmelfahrt und Pfingsten zusammen? Was hat es mit den Flammen auf den Köpfen auf sich und was mit den vielen Sprachen? Und woher kommt der Name „Pfingsten“? Pfingsten und Christi Himmelfahrt sind erklärungsbedürftig - Pfarrer Dan Peter gibt Antworten.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Kommunal- und EU-Wahl: Infos der Landeskirche

    Am 9. Juni 2024 finden bundesweit die EU-Wahl und in Baden-Württemberg auch die Wahl zu den Gemeinde- und Stadträten statt. Auf unserer Sonderseite zur Europa- und Kommunalwahl 2024 finden Sie Stellungnahmen, Infos zu kirchlichen Aktionen und mehr.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Ein Nagelkreuz als Zeichen der Versöhnung

    Ein Kreuz aus Coventry, bestehend aus drei Nägeln, ist seit Jahrzehnten ein Symbol für die Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg und den Sinn von Friedensarbeit. Dieser Idee fühlen sich auch in Württemberg sechs Nagelkreuzzentren verpflichtet.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Klimakrise und Spiritualität: Veranstaltungstipp

    „Herausforderung Klimakrise – Schöpfung neu entdecken“: zu dieser Veranstaltung lädt die Evangelische Hochschul- und Zentralbibliothek am 16. Mai ein. Impulsvorträge und eine Podiumsdiskussion beleuchten das Thema. Bis zum 13. Mai anmelden!

    Mehr erfahren
  • Datum: 07.05.2024

    Bibelworte zu Muttertag und Vatertag

    Muttertag und Vatertag – für manche nur Kommerz oder ein Partytag, für andere Anlass, sich bei Müttern und Vätern, oder wen sie in ihrem Leben als solche betrachten, zu bedanken. Hier sind Bibelworte zum Thema: Lesen, teilen, oder die Festrede damit beginnen lassen!

    Mehr erfahren
  • Datum: 07.05.2024

    Innovationstag: Acht Thesen zum Weiterdenken

    Rund 1.000 Haupt- und Ehrenamtliche aus der Landeskirche kamen am 4. Mai in Reutlingen zusammen, um Ideen für die Zukunft der Kirche zu diskutieren. Dabei haben die Teilnehmenden auch acht Empfehlungen für die weitere Entwicklung erarbeitet.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    1.000 Menschen feiern Fest der Innovation

    Rund 1.000 Haupt- und Ehrenamtliche aus allen Regionen der württembergischen Landeskirche sind in Reutlingen zusammengekommen, um ihre Ideen für die Zukunft der Kirche zu präsentieren, zu diskutieren und um sich von den Ideen anderer inspirieren zu lassen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    „Gott provoziert Veränderungen und begleitet sie“

    Die Kirchengemeinden hätten viel Gestaltungsspielraum, sagte Anna-Nicole Heinrich (Präses der 13. Synode der EKD) auf dem Innovationstag der Evangelischen Landeskirche in Reutlingen, und ermutigte dazu, ihn zu nutzen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    Kira Geiss: „Kirche ist für mich Lebensfreude"

    Beim Innovationstag der Landeskirche trafen sich Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl und Kira Geiss, Miss Germany 2023 und christliche Influencerin, um über ihre Erfahrungen mit Innovation in der Kirche zu sprechen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    „One size fits all funktioniert nicht mehr“

    Dr. Klaus Douglass, Direktor der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) betonte auf dem Innovationstag der Landeskirche, Kirche müsse sich von innen heraus erneuern. Es gebe auch zahlreiche Belege für Erneuerung in der Bibel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    „Hoffnung macht mir die Kirche, die nah bei den Menschen ist“

    Beim Innovationstag der Landeskirche tauschen sich rund 1.000 ehren- und hauptamtliche Teilnehmende über Innovationsideen und -projekte aus und lassen sich in Workshops und Vorträgen inspirieren. Hier finden Sie das Eröffnungsgrußwort von Landesbischof Gohl im Volltext.

    Mehr erfahren
Mehr laden